Kapitän Nemos Bibliothek
von Johannes KalitzkeIn einem kleinen nordschwedischen Dorf – einer Welt von Armut und bigotter Religiosität– werden 1934 zwei Jungen geboren. Sie wachsen miteinander auf, sind Freunde. Was allen auffällt: Sie sind der Mutter des jeweils anderen wie aus dem Gesicht geschnitten. Schließlich ergibt eine Untersuchung, dass sie bei der Geburt vertauscht worden sind, und ein Gericht befindet, dass die beiden »zurückgetauscht« werden müssen. Damit beginnt eine Tragödie, weil sich das »richtige« Leben als das falsche erweist und in einen Kreislauf von Gewalt und Wahnsinn mündet. Per Olov Enquist erzählt in seinem Roman ›Kapitän Nemos Bibliothek‹ eine Geschichte von den Grenzerfahrungen des Erinnerns, die gleichermaßen faszinierend wie verstörend ist. Diesen Stoff hat der Komponist Johannes Kalitzke für seine siebte Oper gewählt, die im Auftrag der Schwetzinger Festspiele und der Bregenzer Festspiele entsteht. Nach der Uraufführung im April 2022 mit dem Ensemble Modern unter Leitung von Johannes Kalitze im Rokokotheater Schwetzingen wird die Oper im Juli 2022 im Festspielhaus Bregenz zu erleben sein. Julia Hochstenbach hat aus dem Roman ein Libretto erarbeitet, das vielfältige Deutungsmöglichkeiten bietet und das Kernthema der Erzählung umkreist: Wie kann ich den Verlust von Liebe, Geborgenheit und Vertrautheit aushalten, wie den Schmerz, den diese Verluste erzeugen? Der Regisseur Christoph Werner entwickelt ein szenisches Konzept, das in einem atmosphärisch dichten »Erinnerungsraum« durch das Neben- und Miteinander von Sängerdarsteller*innen, Puppen und Puppenspieler*innen die Vielschichtigkeit und Ambivalenz des Werks, den permanenten Wechsel zwischen Realität und Traumwelt erfahrbar macht.
Mit der Nautilus ins klingende Reich der Phantasie. Oper der Superlative.Frankfurter Allgemeine Zeitung, Lotte Thaler
Knapp zwei Stunden suggestives Musiktheater prägen diese Uraufführung in Kooperation mit den Bregenzer Festspielen, die durch die Dichte der Partitur ebenso wie der Charakterisierungsfähigkeit des Ensembles zu einem uneingeschränkten Publikumserfolg wird.Badische Neuste Nachrichten, Thomas Weiss